ZUKUNFTSTRÄCHTIG ODER UNMÖGLICH: EINE HOLISTISCHE PROJEKTENTWICKLUNG
In den meisten Fällen geht es dabei um eine Entwicklung in eine nachhaltigere, produktivere und fairere Richtung. Für uns als Projektentwickler stellt sich daher die Frage:
Wie sehen die Städte der Zukunft aus?
Wie bauen wir in der Zukunft unsere Gebäude? Und wie werden wir leben?
In Gemeinschaft? Alleine? In Einfamilien- oder in Mehrfamilienhäusern?
Von PUSH zu PULL – Ein Blick zurück, ein Blick nach vorn.
Schauen wir zurück, oder auch in die Gegenwart, so werden Gebäude leider oftmals noch immer in die Umgebung gedrückt (ein sogenannter „Push“). Das bedeutet, das Gebäude wird nicht aus dem Standort oder der Umgebung heraus entwickelt und passt sich ein, sondern es wirkt womöglich unpassend, wie ein Fremdkörper – eben „reingedrückt“. Die Projektentwicklung setzt dabei oftmals auf ein altes Wertschöpfungs-Konzept, bestehend aus drei wesentlichen Faktoren: Idee | Standort | Kapital
Dabei drückt sich die „Wertschöpfung“ in der Rendite aus. Inzwischen werden allerdings auch zunehmend Faktoren wie der Lebenszyklus (ökonomische Langfristigkeit) und die Quartiersentwicklung mit einbezogen, dennoch spielen einige neue gesellschaftliche Faktoren wie Nachhaltigkeit oder Soziokultur noch immer keine oder nur eine geringe Rolle. Ein sehr gegensätzliches und zukunftsträchtiges Modell ist der holistische Ansatz: Holistisch bedeutet in diesem Fall eine ganzheitliche Betrachtung aller Faktoren und nicht nur Teilbereiche. Im Sinne der holistischen Projektentwicklung wird somit ein Gebäude aus der Umgebung und dem Standort heraus entwickelt. So passt sich die Architektur und Bauweise dem Raum an („Pull“-Prinzip). Anpassungsfähigkeit und Adaptivität spielen dabei nicht nur in der Projektentwicklung eine maßgebliche Rolle, sondern auch in unserer gesellschaftlichen Entwicklung: In der Transformation unserer Werte, Anforderungen und Lebensstilen. So verliert der Wunsch nach Eigentum und starrem Besitz an Bedeutung. Diese Veränderungen schreiten jedoch nicht in großen Schritten voran, es sind kleine und behutsame Schritte, die unser Tun und Handeln, unser Leben und Bauen in eine nachhaltigere, ökologischere, sozialere und ökonomischere Zukunft lenken – Nicht zuletzt durch eine holistische Projektentwicklung.
Zukunftsfähige Quartiersentwicklung bedeutet zukunftsfähige Gemeinschaften
2020 wurde die Leipzig Charta der Stadtentwicklung grundlegend aktualisiert. Sie setzt drei Dimensionen in den Fokus: Die produktive Stadt, die gerechte Stadt und die grüne Stadt. Die gerechte Stadt lässt niemanden aussenvor, hier haben alle gleichberechtigt Zugang zu Bildung, bezahlbarem Wohnraum, sozialen Dienstleistungen und beispielweise Kultur. Die grüne Stadt ist klimaneutral und setzt auf erneuerbare Ressourcen und bietet Grün- und Freizeitflächen für alle. Sie vernetzt umweltfreundliche Mobilitätsangebote und schützt gefährdete Ökosysteme. Dafür braucht die grüne Stadt jede und jeden einzelnen Bewohner.
Durch den aktuell stattfindenden wirtschaftlichen Strukturwandel werden uns Chancen geboten für neue Formen von Produktivität durch nutzungsgemischte Quartiere (Produktive Stadt). Für die Umsetzung dieser drei Dimensionen wurden durch die im Jahr 2020 überarbeitete Leipzig Charta 5 Schlüsselprinzipien formuliert, die eine gute Stadtentwicklungspolitik sicherstellen sollen, einige haben wir hier aufgelistet:
- Sie gewährleistet eine sichere, bezahlbare und inklusive öffentliche Daseinsvorsorge.
- Sie stärkt die lokale Demokratie und ist partizipativ und koproduktiv.
- Sie berücksichtigt stets die Situation vor Ort (also Quartier, Kommune & Region).
Werden zukünftig also Städte und Quartiere mit diesem Fokus und nach diesen Prinzipien geplant, ist eine holistische Projektentwicklung das stärkste Werkzeug. So können Gemeinschaften zusammenwachsen, sich gegenseitig stärken und daraus bildungs- und sozialorientierte Stadtgesellschaften entstehen.
Genossenschaftliches Leben als Schlüsselwerkzeug einer neuen Denkweise?
Das Konzept der privaten Wohngenossenschaften trifft hierbei den Kern dieser holistischen Projektentwicklung und den Dimensionen und Prinzipien der Leipzig Charta: Sie ermöglicht bezahlbaren Wohnraum zwischen Miete und Eigentum. Durch die soziale Wohnraumförderung wird auch Personen mit einem geringeren Durchschnittseinkommen das Leben in einer hochwertigen Wohnung ermöglicht. Schwellenfreie und barrierearme Bauweisen fördern Inklusion, sind gerecht und geeignet für alle Lebensphasen der Bewohner – ob alleine, in einer Familie oder im Alter.
Das rechtliche Konstrukt der Genossenschaft ermöglicht eine demokratische, partizipative und co-produktive Gemeinschaft, die von den Stärken eines jeden einzelnen profitiert. Durch gemeinsame Freizeitflächen und Gemeinschaftsräume wird ein Zusammenkommen und voneinander Lernen ermöglicht. Die Bauweise der Gebäude erfolgt stets nach den neuesten Energieeffizienz-Standards und die sorgsame Auswahl der Materialien sichert ein wohngesundes und nachhaltiges Wohnumfeld. Mittels „Pull“-Prinzip werden die Gebäude aus der Umgebung und dem Standort heraus entwickelt. Sie sollen sich einpassen und dem Raum und dem Quartier anpassen. Zudem werden durch das ganzheitliche Konzept und die ganzheitliche Planung und Entwicklung alle Teilbereiche und alle wichtigen Faktoren bedacht – ganz im Sinne dieser holistischen Projektentwicklung. Zusammenfassend könne wir also sagen, dass der Ansatz einer holistischen Projektentwicklung in Kombination mit den Punkten aus der Leipzig Charta absolut zukunftsträchtig und absolut möglich sind – auch schon heute und insbesondere durch das Konzept der privaten Wohngenossenschaften. In der Praxis haben wir gelernt: Der Erfolg solch eines Vorgehens stellt sich nur ein, wenn eine ausreichende Bereitschaft, Akzeptanz und das Wissen aller Akteure für dieses Thema vorhanden ist. In einem weiteren Beitrag werden wir gezielter auf dieses Thema eingehen.
Anne Wilby
Kommunikation & Marketing
wilby@ting-projekte.de
04307 – 900 214
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